Digitale Sklaven 2 - Wie dumm ist eigentlich die KI?
Algorithmen der Künstlichen Intelligenz (KI) sind intransparente Regelfolgen des logischen Denkens. Intransparent insofern, da die Programmierer die Regelfolgen selbst nicht mehr nachvollziehen können. In dieser Weise hat sich die KI selbstständig gemacht. Damit kann man erstaunliche und rasante Rechenleistungen erzielen. Aber alles Ungewisse und Unvorhersehbare lässt sich jedoch nicht in Algorithmen fassen. Der Mensch ist in seinem Denken und handeln flexibler und freier und nicht so starr an Regeln gebunden, wie dies bei den programmierten Algorithmen der Fall ist. Wir Menschen können Regeln brechen und improvisieren. Die KI kann dies nicht, da ihr Algorithmus immer nur mögliche Erwartbarkeitsszenarien berechnet. Diese künstlichen Rechenleistungen finden im geschlossenen System der Gewissheit statt. Alles was erwartbar ist, kann auch programmiert werden. Es müssen nur genügend viel Datenmengen vorhanden sein, damit die KI entsprechend "gefüttert" werden kann. So kann seit einigen Jahren die KI besser Go spielen, als der Go-Weltmeister. Bei diesem Spiel gibt es nur logische und somit erwartbare Spielzüge und die können eben mittels immenser Datenmengen im Vorfeld berechnet werden. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis auf diesem Feld die KI über den Menschen triumphiert hat.
Da unser menschliche Verhalten zutiefst vom Unbewußten und von Emotionen bestimmt wird, führt dies oft zu irrationalen und unerwartbaren Handlungen. Und letzlich ist doch das ganze menschliche Leben im Ungewissen angesiedelt. Auch im Straßenverkehr können wir nur darauf vertrauen, dass sich alle Verkehrsteilnehmer logisch und erwartbar verhalten. Es bleibt also immer ein Rest an Ungewissheit vorhanden. Diese Ungewissheit lässt sich nicht mittels einer KI berechnen. Daher wird auch die Idee von selbstfahrenden Autos im öffentlichen Stadtbereich wohl nie umgesetzt werden können. Ein ähnliches Phänomen kann man beim Ausfüllen von so manchem Online-Formular sehen. Wer hat noch nicht erlebt, dass seine Antwort nicht in das vorgegeben Raster passte, weil diese Antwort eben so nicht erwartet wurde. Darf man dann eigentlich noch von Künstlicher Intelligenz sprechen? Oder ist die KI nicht sehr reduziert in ihren Möglichkeiten und im Vergleich zum Menschen eigentlich eindimensional und dumm?
Die KI braucht Hunderte von Datensätzen um einen Elefanten zu erkennen. Ein kleines Kind muss einen Elefanten nur einmal gesehen haben, dann weiß es, was ein Elefant ist. Die Eindimensionaltät der KI gründet nicht zuletzt im kapitalistischen Denken, das rein profit- und zweckorientiert ist. Und nichts anderes wollen die großen, digitalen Tech-Konzerne des Silicon Valley. Aber auch so mancher Regierung schmeckt die digitale Kost, die der Überwachungskapitalismus serviert. Sie alle wollen möchtlichst viele Daten von und über uns erlangen, um unser alltägliches Verhalten einschätzen und in Erwartbarkeitsmodellen berechnen zu können. Dies betrifft unser Konsumentscheidungen genauso wie unser politisches Wahlverhalten. Dadurch sollen wir manipulierbar und steuerbar werden, der große Traum des Social Engineerings. So werden in China die Bürger mittels eines perfides Social-Scoring-Systems überwacht. Wer nach Meinung der chinesischen Regierung ein fehlerhaftes Sozialverhalten an den Tag legt wird mit Punktabzügen auf einer sozialen Skala bestraft. Das hat zur Folge, dass damit Nachteile im Berufsleben, in der Bewegungsfreiheit oder in der Wahl des Wohnungsortes einhergehen können. Weltweit wird derzeit die gesamte Lebenswelt mittels KI auf die digitale Denkweise umgestellt. Das macht uns alle zu digitalen Untertanen. Ob dies in die digitale Sklaverei und in einen gnadenlosen Überwachungsstaat münden wird, wird sich zeigen. Wir sollten jedoch gewappnet sein, damit wir unsere individuelle Freiheiten und unser Selbstbestimmungsrecht verteidigen können. Dazu bedarf es mündiger Bürger! Wir alle sollten die Vorteile sowie die Gefahren und Risiken der digitalen Welt erkennen und realistisch einschätzen können.
Lese- und Hörtipps dazu:
Lorraine Daston – Regeln: Eine kurze Geschichte (Suhrkamp Verlag 2023)
Lorraine Daston - https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-philosophie/video/lorraine-daston---die-regeln-unseres-lebens?urn=urn:srf:video:6c4fdcb0-ca5e-4554-954a-8d619f5884ee
Gerg Gigerenzer - Der Umgang mit Ungewissheit im digitalen Zeitalter https://www.youtube.com/watch?v=6Hs3mrJgeEY
Herbert Marcus - Der eindimensionale Mensch (Luchterhand Verlag 1967)