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Sirat - Filmkritik

Sirat feiert die Dystopie in Form eines verstörenden Roadmovies. Es ist quasi eine Art "religiöses Techno-Hochamt" der Sinnlosigkeit. Da ist die ergebnislose und letztendlich sinnlose Suche eines Vaters nach seiner Tochter. Da ist der sinnlose Tod seines kleinen Sohnes, der ihn bei dieser Suche begleitet. Da gibt es die sinnlose Suche von versehrten Freaks nach einer weiteren Rave-Party in der marokkanischen Wüste. Da wird die brutale Sinnlosigkeit von Landminen vorgeführt, die der Hälfte der Protagonisten das Leben kostet. Da gibt es diesen musikalischer Sog aus simplen, monoton- wummernden Bassdrum-Beats, die durch meterhohe Lautsprecherwände verstärkt werden. Dies alles trägt dazu bei, dass das Rauschhafte mittels Tanzen und Drogen zur einzigen Trostquelle wird, die diese verlorenen Protagonisten-Seelen finden können. Geistig-erzählerische Tiefe wird durch Körperlichkeit - die durch Versehrtheit ästhetisch gebrochen wird - und durch Archaik ersetzt. Dementsprechend bescheiden ist auch die Qualität der Dialoge. Die Figurenzeichnung ist blass und ohne jede nennenswerte Entwicklung. Die Protagonisten können ihre eigene existenzielle Orientierungs- und Sinnlosigkeit nicht durchbrechen. Einzig die tollen Landschaftsbilder der marokkanischen Wüste und die gute Kameraarbeit können überzeugen. Dabei sind Anleihen aus dem Filmklassiker "Lohn der Angst" unverkennbar. Sirat ist ein Roadmovie mit pseudo-spiritueller Effekthascherei, aber ohne wirklich tiefere, substantielle Erzählkraft. Die trostlose und zutiefst nihilistische, aber auch banale Aussage des Films lautet: Niemand kann seinem Schicksal und der politischen Realität entfliehen. Dies gelingt weder im entferntesten Winkel einer Wüste, noch durch Rausch und Drogen und auch nicht durch eine alternative und freakige Lebensweise fernab der bürgerlichen Gesellschaft. Sirat, die Brücke zwischen Paradies und Hölle (so die Wortbedeutung des Filmtitels), führt ins Zentrum einer trostlosen Dystopie und somit direkt ins Herz der Finsternis.